Vinzenzkapelle

Kirchen&Kapellen

202304

Entstehungsgeschichte:
In Pecherkreisen kam die Idee zur Errichtung einer Pecherkapelle auf. Den Gedanken griff Prof. Marx bei der Feier des Vinzenztages am 20.Jänner 2001 auf und trug ihn den Pechern vor. Die ersten Überlegungen über Gestaltung und Finanzierung wurden angestellt. Zunächst hatte man eine herkömmliche Kapelle im Auge: geschätzte Material-kosten öS 8o.ooo,-  die Arbeit sollte in Eigenleistung erbracht werden. Schließlich aber konnte man das Land N.Ö. für das Projekt interessieren. Es wurde ausgeschrieben und eine Förderung von zunächst öS 3oo.ooo,- in Aussicht gestellt. Drei Architekten nahmen am Wettbewerb teil: Mag.arch. Martin Feiersinger, Mag.arch. Jutta Wörtl-Gössler und Arch. DI Günther Zemann.  Am 3. Juli 2001 entschied sich dann in St. Pölten eine Fachjury (aus Hernstein waren 9 Vertreter anwesend-natürlich ohne Stimmrecht!) für den Entwurf von Frau Arch. Gössler. Es war nicht ganz einfach die Bevölkerung für diese nun doch ganz andere Variante zu begeistern. Die Subvention seitens des Landes wurde auf öS 490.000,- aufgestockt und so konnte schließlich am 26.1.2002 der Spatenstich erfolgen. Im Mai begannen dann die eigentlichen Arbeiten, die bis zum Weiheakt am 22. September 2002 abgeschlossen sein sollen.


Inhalte und Symbolik: 
Der Wald an sich, die unterschiedlichen Bäume, das Gewirr ihrer Äste, der Duft der Nadeln und Blätter, das eigentliche Rauschen,.... wecken sie nicht unwillkürlich ein religiöses Gefühl im Menschen?! ("Bäume waren die ersten Tempel der Menschen" Plinius).  Am Pecherlehrpfad von Hernstein, der den täglichen Weg des Pechers und seine Arbeit im Wald zeigt, steht nun die VINZENZKAPELLE eine Kapelle der anderen Art, eine kühne Holz-konstruktion, eine Herausforderung für jeden Zimmermann. Das Fundament hat die Form eines Dreiecks. Die Pechscharten werden in Dreiecksform in die Rinde eingestemmt; und das Dreieck   ist ein altes Symbol für den dreifaltigen Gott.  Das Bauwerk hat 3 Seiten: 

a) die Bildwand: Das Bild im harz-farbenen Kunstglas entstand durch Überlagerung der Portraits verschiedener noch lebender  ehemaliger Pecher. Die gemeinsamen Züge dieser Menschen, die durch die Arbeit im Wald geprägt sind, sollen den Geist ihres   Schutzpatrons (des hl. Vinzenz) in den Tiefen der Gesichtslandschaften sichtbar werden lassen. 

b) die Raumwand: ein hyperbolisches Paraboloid, gebildet aus runden Holzstehern mit einseitiger Stulpschalung.

c) der Pecherwald: Man betritt die Kapelle und ist überrascht, dass sie offen ist. Jeder spürt aber sofort, wie sich dadurch der   Innenraum zum großen Dom des Waldes weitet.

Eine Kapelle ist für die Menschen eine Stätte der Andacht und inneren Einkehr. Sie erinnert so auch an die Pecherhütte die dem Pecher Schutz und Zuflucht bot. Der Eingang wurde als Enge konzipiert. Man erinnert sich unwillkürlich an die "Schliefsteine" (vgl. das alte Grab in Alkersdorf). Die Berührung mit dem Stein wurde als heilsam empfunden; der Durchgang durch eine solche Enge vermittelte den Gedanken der Wiedergeburt, aber auch den Gedanken des Fortlebens nach dem Tod; schließlich verstand man dieses Hindurch-schlüpfen als das Abstreifen der Sünden, als einen Akt der Reue.Sie finden in diesem Gebäude nur einen einzigen senkrechten Steher - er steht für den Pechbaum! Der Baum an sich gilt als Symbol des Lebens, als Symbol für die vegetative Macht, die Gott der Natur schenkte; der Harzfluss kann dies noch besonders unterstreichen. Dieser Steher trägt auch das Kreuz, das für den Christen zum "Baum des Lebens" geworden ist.   Die Entwässerungsrinne an der Bildwand erinnert an den Lass, den Harzfluss. Die Bildwand weist in Richtung Pfarrkirche.Wie sich die Pechscharten, die das Harz in das Pechhäferl leiten, um den Baum biegen, so biegt sich auch der Raum um die Bildwand. Der verglaste Teil am First hat die Struktur der Pecherleiter Im Waldboden findet man ein großes "X"; wirft man den Blick zurück, entdeckt man auch die Buchstaben "P" und "I". Diese 3 Buchstaben ergeben das lateinische Wort "PIX" (= Pech) In der Aufrissbetrachtung mutiert das PIX zu PAX (= Friede; Friede den verstorbenen Pechern, denen dieses Denkmal auch gewidmet   sein soll.) Im Griechischen steht das X für "CH" und das P für "R" - dort bilden die beiden Buchstaben das Christusmonogramm.

Branchen

  • Kirchen&Kapellen
  • Sonstige