Historisches

Was ist die „Pecherei“? – Im südlichen Niederösterreich bezeichnet man die Gewinnung von Harz aus Schwarzföhren als Pecherei.

Das Harz von lebenden Bäumen fand zwar schon in der Frühgeschichte gewisse Anwendungen, aber erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als man Handel und Industrie zu fördern suchte, dürfte die Initiative zum Pechen in größerem Umfang vom Kaiserhof in Wien ausgegangen sein und die Schwarzföhre – die vornehmlich in unserem Gebiet beheimatet ist - war hier besonders geeignet.

So wurden Hernstein und die umliegenden Ortschaften zum Kernland dieses Handwerkes, denn nirgendwo sonst hat ein so bedeutender Anteil der Bevölkerung fast 300 Jahre lang von der gewerbsmäßigen Pecherei gelebt.

Wozu nun brauchte man das Pech? – Durch Destillation des Harzes entstehen zwei Komponenten: Terpentin und Kolophonium. Beide Produkte fanden einen großen Einsatzbereich: Terpentin als Lösungs- und Verdünnungsmittel wurde besonders in der Lack- und Farbenindustrie, aber auch bei der Produktion von Papier, Seifen, Schmierölen, Wagenfett, Schuhcreme, usw. wichtiger Bestandteil. Weiters wurde es auch wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung in der Medizin eingesetzt. 

Kolophonium wurde – und wird auch heute noch - von Musikern für die Behandlung von Geigenbögen verwendet; ebenfalls in der Lackindustrie und für die Herstellung von Salben. 

Als „Saupech“ war es unerlässlich beim „Sautanz“ zur Entfernung der Borsten von geschlachteten Schweinen.

Damals wie heute wurde und wird es auch als aromatisches Räucherwerk verwendet.

Die Absatzmöglichkeiten für die Pecher waren in hohem Maß gegeben, da die Harzprodukte ein breites Spektrum abdeckten und so manche Familie aus unserer Gemeinde brachte es mit der Pecherei zu bescheidenem Wohlstand. 

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Kunstharz entdeckt; weiters brachten Billigimporte von Harz die Pecherei bei uns langsam zum Erliegen.

Das (fast) ausgestorbene Handwerk wurde 2011 aber sogar von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erklärt.